Programm 1.10.2020

Die Veranstaltung findet unter Coronabedingungen statt und ist hybrid. Für 20 Personen gibt es Plätze vor Ort. Diese Plätze sind inzwischen belegt. Sie können sich aber weiterhin per Videokonferenz teilnehmen.

Die vier Themenschwerpunkte der Veranstaltung sind getrennt wählbar. Sie können sich auch für alle Themen anmelden – also an der gesamten Veranstaltung teilnehmen.
Tagungsort: Der Paritätische Wohlfahrtverband Berlin e.V. Brandenburgische Straße 80, 10713 Berlin     Programm (PDF)

Thema 1: Einführungsvorhaben von digitalen Medien im Berliner Justizvollzug und Adhoc Maßnahmen zur Bewältigung der CoronaKrise

Thema 2: Digitale Informationsfreiheit im Vollzug?

Thema 3: Ist die Zukunft der Bildung im Vollzug digital?

Thema 4:Für welche Probleme im Vollzug ist die Digitalisierung eine Lösung?

9.00 bis 10.30 Uhr
Begrüßung/Grußworte
Dirk Behrendt, Senator Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung

Gert Behrens, Vorstand Freiabonnements für Gefangene e.V.
Konny Gellenbeck, taz Verlags und Vertriebs GmbH


Thema 1
Einführungsvorhaben von digitalen Medien im Berliner Justizvollzug und Adhoc Maßnahmen zur Bewältigung der CoronaKrise
Moderation: Irina Meyer, Paritätischer Wohlfahrtsverband, Landesverband Berlin e.V.

Referent:
Christian Reschke, Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung


Von 2016 bis 2019 wurde in einem Teilbereich der JVA Heidering ein Forschungsprojekt zur Erprobung einer Einführung von digitalen Medien mit beschränkten Nutzungsmöglichkeiten durchgeführt. Einer gewöhnlichen Gefangenengruppe wurden sechzig Computer-Tablets zur Nutzung überlassen. Inhaltlich kam der Entlassungsvorbereitung eine besondere Bedeutung zu. Einen weiteren Schwerpunkt des Forschungsprojekts stellte die Bildung der Gefangenen dar. Aufgrund der positiven Ergebnisse wird das Projekt nun im Regelbetrieb in der gesamten Justizvollzugsanstalt Heidering umgesetzt und in jeweils zwei Teilbereichen von vier weiteren Berliner Justizvollzugsanstalten eingeführt. Es handelt sich hierbei um etwas vollständig Neues für den Justizvollzug, nicht nur in Berlin, sondern auch bundesweit. Wie ist der Stand der Umsetzung heute und wie hat sich die Coronakrise ausgewirkt?
11:00 bis 12:30
Thema 2
Digitale Informationsfreiheit im Vollzug?
Moderation: Sybill Knobloch, Freiabonnements für Gefangene e.V.

Referenten:
Lorenz Bode, Jurist
Prof. Dr. Florian Knauer, Universität Jena

Malene Gürgen, taz

35 Jahre nach Gründung der Zeitungsvermittlung Freiabonnements für Gefangene e.V. stellt sich die Frage: Wie wird die Informationsversorgung im Vollzug der Zukunft aussehen? Gerade in Coronazeiten gibt es neue Erfahrungen im Umgang mit digitalen Medien, die Erleichterungen und Verbesserungen gebracht haben. Kommt nun der Siegeszug der Digitalisierung im Vollzug? Auf gesellschaftlicher Ebene zeigt sich bisher wenig Akzeptanz für die Einführung eines Internetzugangs für Gefangene – und damit auch für den Zugang zu neuen Informationsmöglichkeiten. Aus vollzuglicher Sicht steht die Versorgung mit Internet im Spannungsfeld zwischen Resozialisierungsansätzen und Sicherheitsaspekten. Wie sieht das geltende Recht auf diese Problematik? Wie müsste eine künftige rechtliche Ausgestaltung aussehen, die sowohl Resozialisierungsansätzen wie auch Sicherheitsaspekten genügt?
13:00 bis 14:30
Thema 3
Ist die Zukunft der Bildung im Vollzug digital?
Moderation: Prof. Dr. Heinz Cornel, Alice Salomon Hochschule

Referent:innen:
Arnd Bartel, Studienzentrum, JVA Würzburg
Prof. Dr. Jens Borchert, Hochschule Merseburg
Julian Knop, Tatort Zukunft e.V.
Morten Hendricks, IBI – Institut für Bildung in der Informationsgesellschaft
Daniel Speer, Drudel 11 e.V., Projektleiter CLICK!

Im Vollzug verfügt eine hohe Zahl von Gefangenen nur über eine geringe Schul- und/oder Berufsausbildung. Einen wichtigen Aspekt bei der Resozialisierung bilden daher vollzugliche Aus- und Weiterbildungsangebote. Die räumlichen und logistischen Möglichkeiten für die Bildung vor Ort sind begrenzt. In der Gesellschaft haben sich gerade in Coronazeiten im Bildungsbereich zunehmend digitale Medien als Lernunterstützung durchgesetzt. Ein regelmäßiger Zugang zu einer Lern- und Bildungsplattform kann auch für Gefangene das Aus- und Weiterbildungsangebot erweitern und ihnen ermöglichen, auch außerhalb von Schulbetriebszeiten in der Frei- oder Ruhezeit zu lernen und sich weiterzubilden. Wie genau kann die Zukunft der Bildung im Vollzug aussehen?
15:00 bis 16:30
Thema 4
Für welche Probleme im Vollzug ist die Digitalisierung eine Lösung?
Moderation: Irina Meyer,
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Landesverband Berlin e.V.


Referent:innen:
Patrick Drusdaties, JVA Plötzensee
Fernstudent, JVA Tegel
Natalie Grossauer, Integrationshlfe e.V., Hamburg
Matthias Gutjahr, Startpunkt, Gangway e.V.
Peter Lutz Kalmbach, Crimeic 2.0, Projekt Digitalisierung im Strafvollzug


Armin Nassehi beschreibt in seinem Buch „Muster“ eine Gesellschaft, die schon digital war, bevor es die Digitaltechnik gab. Bereits im 19. Jahrhundert wurden mithilfe von Sozialstatistiken Verhaltensmuster und Regelmäßigkeiten entdeckt. Die Digitalisierung hat – so Nassehi – diese Datenanalyse nur perfektioniert. Er versteht Technik und Gesellschaft nicht als unterschiedliche Größen, sondern stellt fest, dass eine Technik nur erfolgreich sein kann, wenn sie gesellschaftlich anschlussfähig ist. Die Etablierung des Rundfunks beispielsweise setzt bereits Gesellschaften voraus in denen es potentielle Hörer:innen gibt. 
Ausgangspunkt bei der Beschäftigung mit Digitalisierung ist für ihn die Frage, welche Probleme die Digitalisierung löst. Diese Frage haben wir als Leitgedanken für die Veranstaltung aufgegriffen und wollen sie zum Abschluss diskutieren.